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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

wandte sich jezt von der Menschheit, und kehrte seine schrekliche Schneide gegen ihn selber. Er vergab jezt der ganzen Natur, und fand niemand, als sich allein zu verfluchen.

Das Laster hatte seinen Unterricht an dem Unglüklichen vollendet, sein natürlich guter Verstand siegte endlich über die traurige Täuschung. Jezt fühlte er, wie tief er gefallen war, eine tiefe Schwermut trat an die Stelle knirrschender Verzweiflung. Er wünschte mit Tränen die Vergangenheit zurük, jezt wußte er gewiß, daß er sie ganz anders wiederholen würde. Er fieng an zu hoffen, daß er noch rechtschaffen werden dürfte, weil er bei sich empfand, duß er es könnte. Auf dem höchsten Gipfel seiner Verschlimmerung war er dem Guten näher, als er vielleicht vor seinem ersten Fehltritt gewesen war.

Um eben diese Zeit war der siebenjährige Krieg ausgebrochen, und die Werbungen giengen stark. Der Unglükliche schöpfte Hoffnung von diesem Umstand, und schrieb einen Brief an seinen Landesherrn, den ich auszugsweise hier einrüke.

     „Wenn Ihre fürstliche Huld sich nicht ekelt, bis zu mir herunter zu steigen, wenn Verbrecher meiner Art nicht außerhalb Ihrer Erbarmung liegen, so gönnen Sie mir Gehör, durchlauchtigster Oberherr. Ich bin Mörder und Dieb, das Gesez verdammt mich zum Tode, die Gerichte

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_049.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)