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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

dem Auge der leblosen Natur hätte unkenntlich machen sollen, hatte ich unvermerkt einen schmalen Fußsteig verfolgt, der mich durch das dunkelste Dikigt führte – als plözlich eine rauhe befehlende Stimme vor mir her Halt! rufte. Die Stimme war ganz nahe, meine Zerstreuung und der heruntergedrükte Hut hatten mich verhindert um mich herum zu schauen. Ich schlug die Augen auf, und sah einen wilden Mann auf mich zu kommen, der eine große knotigte Keule trug. Seine Figur gieng ins Riesenmäßige – meine erste Bestürzung wenigstens hatte mich des glauben gemacht – und die Farbe seiner Haut war von einer gelben Mulattenschwärze, woraus das weiße eines schielenden Auges biß zum Graßen hervortrat. Er hatte statt eines Gurts ein dikes Sail zweifach um einen grünen wollenen Rok geschlagen, worinn ein breites Schlachtmesser bei einer Pistole stak. Der Ruf wurde wiederholt, und ein kräftiger Arm hielt mich fest. Der Laut eines Menschen hatte mich in Schreken gejagt, aber der Anblik eines Bösewichts gab mir Herz. In der Lage worinn ich jezt war, hatte ich Ursache vor jedem redlichen Mann, aber keine mehr vor einem Schurken zu zittern.“

„Wer da? sagte diese Erscheinung.

„Deines gleichen, war meine Antwort, wenn du der wirklich bist, dem du gleich siehst.

„Dahinaus geht der Weg nicht. Was hast du hier zu suchen?

„Was hast du hier zu fragen? versezte ich trozig.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_039.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)