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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

hält ihren fürchterlichen Stral nicht aus.
Den Stolz des Bürgers könnten sie nicht dulden,
ich nicht den Troz des Fürsten.

Karlos.
(nachdem er etlichemal stark auf und nieder gegangen)
 Wahr und schrecklich
ist dein Gemählde von Monarchen. Ja,
ich glaube dir – doch nur die Wollust schloß
dem Laster ihre Herzen auf – – Ich bin
ein drei und zwanzigjähr’ger Jüngling – Prinz –
und Spanier, und feurig kocht mein Blut
und feuriger begehren unsre Weiber.
Doch Rodrigo – sieh, unaussprechlich groß
ist die Empfindung – unter dem Bekänntniß
hebt sich mein Busen königlich empor –
rein bin ich noch, rein wie aus Mutterleibe.
Was vor mir Tausende gewissenlos
in schwelgenden Umarmungen verpraßten,
des Geistes beste Hälfte, Männerkraft,
hab ich dem künft’gen Herrscher aufgehoben.
Der Wollust Pfeil zerbrach an dieser Brust,
lang, ehe noch Elisabeth hier herrschte –
ob ich ihn jezt noch fürchte? – Rodrigo?
Was könnte dich aus meinem Herzen drängen,
wenn es nicht schöne Weiber thun?


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_171.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)