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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

auf ewig sprangen zwischen mir und ihm
die demantstarken Bande der Natur.

Marquis.
Sie hassen ihren Vater!

Karlos.
 Nein! o Gott!
ich hasse meinen Vater nicht – doch Schauder
(kann ich dafür?) und Höllenangst ergreifen
bei den zwo fürchterlichen Silben mich
als hört ich alle Sünden meines Lebens
am Tag des Weltgerichts herunterlesen.
Kann ich dafür, wenn eine viehische
Erziehung schon in meinem jungen Herzen
der Kindesliebe zarten Keim zertrat?
Mein Vater sagst du? Recht! mit diesem Namen
erschröckten meine Ammen mich – das war
von allen Künsten ihrer Kinderzucht
die wirksamste, wenn alle Ruthenstreiche
an mir verloren waren – Sieben Jahre
hatt’ ich gelebt, als mir zum erstenmal
der Fürchterliche, der, wie sie es nannten,
mein Vater war, vor Augen kam – es war
an einem Morgen, wo er steh’nden Fußes
vier Bluturtheile unterschrieb – nach diesem
sah ich ihn nur, wenn mir für ein Vergeh’n
Bestrafung angekündigt ward – o Gott!
hier fühl ich, daß ich bitter werde, weg,
weg, weg von dieser Stelle.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_130.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)