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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

und Königin, und das ist spanscher Boden –
von meines Vaters Eifersucht bewacht,
von Etikette rings um eingeschlossen,
wie konnt ich ohne Zeugen mich ihr nahn?
Acht höllenbange Monde sind es schon,
daß von der hohen Schule mich der König
an seinen Hof zurückberief – daß ich
sie täglich anzuschauen[1], anzuhören
verurtheilt bin, und – wie das Grab zu schweigen.
Acht höllenbange Monde, Rodrigo,
daß dieser Brand in meinem Busen wüthet,
daß tausendmal sich das entsezliche
Geständniß schon auf meinen Lippen meldet,
doch scheu und faig zurück zum Herzen kriecht.
O Rodrigo – nur wen’ge Augenblicke,
nur soviel Zeit als Menschen nöthig haben
mit Gott sich zu vergleichen, schenke mir
allein mit ihr – und nimm dafür die ganze
Unsterblichkeit des Karlos zur Verschreibung.

Marquis.
Prinz – Prinz – was sie auch Willens sind zu thun,
bei dem Allmächt’gen bitt ich – schonen sie
der Ruhe ihres Vaters –

Karlos.
 Meines Vaters?
Unglücklicher! warum an den mich mahnen?
Sprich mir von allen Schrecken des Gewissens,
von meinem Vater sprich mir nicht – Unheilbar


  1. Vorlage: anzugaffen (Berichtigung. Siehe S. 200)
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_129.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)