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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Hör an – erstarre – doch erwiedre nichts –
ich liebe meine Mutter.

Marquis.
 O mein Gott!

Karlos.
Nein! Diese Schonung will ich nicht. Sprichs aus,
sprich, daß auf diesem großen Rund der Welt
kein Elend an das meine gränze – sprich,
gesteh, daß eines Rasenden Gelüste,
der sich an seiner Kette Klang ergözt,
bescheidener, als meine Wünsche lauten.
Was du mir sagen kannst, errath ich schon –
der Sohn liebt seine Mutter – Weltgebräuche,
die Tafeln der Natur und Roms Geseze
verklagen diese Leidenschaft. Mein Wunsch
stößt fürchterlich auf meines Vaters Liebe,
Ich fühls und dennoch lieb ich. Dieser Weeg
führt nur zu Wahnsinn oder – Blutgerüste,
ich liebe ohne Hoffnung – lasterhaft –
mit Todesangst, und mit Gefahr des Lebens,
das seh ich ja, und dennoch lieb ich.

Marquis.
 Weiß
die Königin um diese Neinung?

Karlos.
 Konnt ich
mich ihr entdecken? – Sie ist Philipps Frau


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_128.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)