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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

schon seh ich sie, zwo ungeheure Schlangen,
Furcht und Verdacht, an deiner Seele saugen,
dein unglücksel’ger Fürwiz übereilt
die fürchterlichste der Entdeckungen,
und weinen wirst du, wenn du sie gemacht.
Dein Gold kann sich erschöpfen – deine Heere
in wilden Schlachten fallen – deine Flotten
in Stürmen untergehen – ihren Zügel
zerreißen deine Völker – unter dir
zusammenbrechen deine Trone. Nichts
hast du verloren, wenn dein Herz dir bleibt.
Doch hier, ach hier bedroht dich eine Wunde,
an welcher sich auch Könige verbluten,
die ewig ohne Löschung brennt, für die
kein Balsam wächst in deinen Reichen allen –
Noch schmerzt die Wunde nicht; kennst du sie nie
wird sie dich niemals schmerzen!
(rasch gegen Domingo, und höchst bedeutend)
 Mein Geheimniß
möcht er in Frieden lassen. Ich hab ihn
gewarnt.

(Der Dominikaner entfernt sich. Karlos begleitet ihn mit den Augen, bis er verschwunden ist, dann verfällt er in grübelndes Nachdenken, und macht sich Vorwürfe, daß er dem arglistigen Priester zuviel Blößen gegeben. Wie er im Begriff ist hinwegzugehen, sieht er seinen alten akademischen Freund, Dom Rodrigo, Marquis von Posa, der eben jezt von Brüssel in Aranjuez anlangte, durch die Allee herabkommen.)



Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_117.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)