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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Mistrauen, Herr, vergibt man Philipps Blut,
und keinen Freund entlaß ich ohne Probe.

Domingo.
Ich fürchte keine, Prinz.

Karlos.
 Nur Kleinigkeit.
Ihr lacht vielleicht – doch sie beweißt für eure
Verschwiegenheit mir alles. Hört mich an.

Domingo.
Mit Ungeduld.

Karlos.
 Tief drinn in der Sierra
Morena zeigt man einen Brunnen euch,
der jezt vertrocknet ist, wohin ein alter
kastilianscher König seine Schäze
geflüchtet hat, als über Spanien
die Furcht der Mauren kam. – Tief unten ligt
ein großer schwarzer Quaderstein, worunter,
der Sage nach, drei Nächte vor dem Fest
der Auferstehung, sich der dumpfe Klang
des Goldes hören lassen soll, das jezt
gehoben werden kann. Wer reines Herzens
in diesen Brunnen sich hinunter läßt,
rückt, wie ein Sandkorn, diesen Felsen weg;
doch kaum (fährt das Orakel fort) daß ihn
ein Schalk berührt, bedecken schwarze Beulen
des Frevlers Hand, und der erzürnte Schaz
versinkt um eines Thurmes Höhe tiefer.



Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_112.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)