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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

und hör einmal auf wie eine Närrin zu plaudern.

Der Marquis kam zurück, und schloß sich in sein Kabinet ein, von wo aus er zwei Briefe, den einen an seine Frau, den andern an seine Schwiegermutter schrieb. Die leztere reißte noch an eben dem Tag in ein Kloster ab, wo sie nicht lange darauf starb. Die Tochter kleidete sich an, und wankte nach dem Zimmer ihres Gemahls, wohin er sie beschieden hatte. An der Schwelle sank sie auf die Knie. Er befahl ihr, aufzustehen. Sie stand nicht auf, sondern wälzte sich in dieser Stellung näher zu ihm hin. Alle ihre Glieder zitterten. Ihre Haare waren losgebunden. Ihr Leib hieng zur Erde, ihr Kopf war emporgerichtet, und ihre Augen, die von Thränen floßen, begegneten den seinigen: Ich sehe, gnädiger Herr, rief sie schluchzend aus, ich seh es, Ihre Wut ist besänftigt, so gerecht sie war, ich unterstehe mich zu hoffen, daß ich endlich noch Barmherzigkeit erhalte. Aber nein! – Uebereilen Sie Sich nicht. – So viele tugendhafte Mädchen wurden lasterhafte Frauen, lassen Sie mich versuchen, ob ich ein Beispiel des Gegentheils werden kann. Noch bin ich es nicht würdig, die Ihrige zu seyn, aber nur die Hoffnung entziehen Sie mir nicht. Lassen Sie mich

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_087.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)