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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Ganz kann ich ihre Heftigkeit nicht tadeln – Aber – – Ja! wenn ich – ich mit dieser Leidenschaft geliebt worden wäre – Vielleicht – doch genug davon. Für Sie wollt ich eigentlich ja auch nicht handeln, nur hoffe ich, daß mein Herr Marquis mir wenigstens Zeit lassen werde.

Die kürzeste, die nur möglich ist.

O ich leide (rief die Dame, als er weg war) ich leide schrecklich, aber ich leide nicht allein. Abscheulichster der Menschen, noch zwar ist es ungewiß, wie lang diese meine Qual noch dauert, aber ewig ewig ewig soll die deine währen.

Einen ganzen Monat lang wußte sie den Marquis in der Erwartung der versprochnen Zusammenkunft hinzuhalten – während dieser Zeit hatte er volle Muße sich abzuhärmen, zu berauschen, und seine Leidenschaft in Unterredungen mit ihr noch mehr anzufeuern. Er erkundigte sich nach dem Vaterland, dem Herkommen, der Erziehung, und den Schicksalen dieser Frauenzimmer, und erfuhr immer noch zu wenig, und frug immer wieder, und ließ sich immer von neuem unterrichten und dahinreissen. Die Marquisin war schelmisch genug, ihn jeden Fortschrift seiner Leidenschaft bemerken zu lassen, und unter dem Vorwand ihn zurückschröcken, gewöhnte sie ihn unvermerkt

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_065.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)