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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

heiligen Frauen in Gesellschaft zu leben. Doch seien Sie deßwegen unbesorgt. Sie sollen mich desto öfter in der Stille besuchen, und dann wollen wir das Verlorene bei verschloßnen Thüren hereinbringen.

Aber, um was ich sie bitte – sehen sie ja zu, daß sie mir über dem heilig Thun nicht im Ernst heilig werden. Die Auslage für ihre kleine Wirthschaft wird meine Sorge seyn. Glückt unser Anschlag, so bedörfen sie meines Beistands nicht wieder. Sollte er, ohne ihre Verschuldung, mißlingen, so habe ich Vermögen genug, ihr Schicksal erträglich zu machen, und unendlich erträglicher, als dasjenige war, dem sie jezt mir zu Gefallen entsagen. Aber vor allen Dingen – Gehorsam, blinden unumschränkten Gehorsam gegen meine Befehle, oder ich kann ihnen weder für Jezt noch für’s Künftige stehen.

Unter der Zeit, daß unsre zwo Andächtige nach Vorschrift die Welt erbauten, und der gute Geruch ihrer Heiligkeit sich rings um verbreitete, fuhr Frau von P*** nach ihrer Gewohnheit fort, jeden äußerlichen Schein von Achtung und vertraulicher Freundschaft gegen den Marquis zu beobachten. – Willkommen, so oft er sich sehen ließ, nie mürrisch oder ungleich von ihr empfangen,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_044.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)