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wäre ich in jener Nacht auf Grieshuus statt auf dem Meierhof gewesen!« – Sie sind wohl itzo Alle nicht mehr hienieden; denn außer zween Schreiben des Herrn Obersten, bald nach ihrem Abgang, habe ich von keinem etwas mehr vernommen.

     Nach dem Begräbnisse aber war das Gerede von den schlimmen Tagen wieder aufgekommen: der Nachtspuk des Erschlagenen habe dem Junker Hinrich nun doch das Genick gebrochen und also ihn und sein Geschlecht vernichtet. Ich aber sage heut wie vormals: Das sind nugae, und es passet nicht zu des Allweisen Güte; das Pferd wird vor dem hellen Stein gescheuet haben, und so ein altes Leben findet bald ein Ende. Doch will ich eines nicht verschweigen.

     Am Tage nach der Beisetzung ist ein Bauer auf den Hof gekommen, der hat die Falada am Stricke hinter sich gezogen und gefraget, ob das Thier nicht hier zu Haus gehöre. Eine Meile unterhalb der Brücke habe es am Fluß gestanden, mit gesenktem Kopf in das Wasser schauend, gleich als wenn es sich besinne und sich nicht einig werden könne, ob es hinüberschwimmen solle oder nicht; aber da er näher gegangen, sei es noch immer so gestanden und habe auch weder um- noch aufgeschauet; der Nachtmar oder sonst was müsse es geritten haben.

     Die Knechte kamen und auch der Herr und besahen das Pferd, das sich nicht rührete, und sagten: ja, das

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Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_146.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)