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     Da sprach der andere: »Wir bringen einen Todten.« Und nach einer Pause: »Wir trafen den Wagen vor dem Walde; der Herr Vetter blieb dabei; ich bin vorausgeritten.« 

     »Den Wildmeister!« rief der Oberst. »Wo habet Ihr ihn gefunden?« 

     Aber der Verwalter starrte ihn an. »Was meinen Sie mit dem Wildmeister, Herr?« 

     Der Oberst wurde kreideweiß im Antlitz und griff hinter sich nach einem Tische; dann streckte er den Arm und ließ die Hand schwer auf des Verwalters Schulter fallen. »Sag Er nichts weiter; nur — wie habe ich meinen Sohn verloren?« Aber seine Hand zitterte so gewaltig, daß der starke Mann darunter bebte.

     »Herr, wenn Sie es wissen wollen!« sprach er; »überfallen sind sie worden, aber halb im Schlafe doch noch in den Sattel kommen; und ein Kampfgewühl jenseit der Brücken hat sich dann ergeben. Der Junker Rolf auf einem hohen Fuchs war überall voran; aber auch viele Lanzen – denn von solchem Reitervolk sind die Russischen gewesen – haben nach ihm gezielet. Da ist vom Wald herunter ein herrenloses dunkles Pferd herangekommen, mit weißem Schweif und Mähnen, die haben im Mondenschein geflogen; das ist, als sei es rasend, durch die Niederung und über die Brücke auf die streitenden Milizen losgestürmt; die dunklen Augen haben gefunkelt, es hat den kleinen Kopf nach

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Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_138.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)