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     So ging ich mit ihr hinein. Der Oberst saß wieder in seinem Sessel; Abel stand neben ihm, als sei sie gelähmt.

     »Verzeihet, Herr!« sagte die Alte; »wir hören die Dirnen reden, und das Frölen Adelheid fraget danach: Was ist mit dem Junker?« Dann hielt sie inne: »Ist hier noch jemand mehr zugegen?« 

     »Deine Abel,« sprach der Oberst; »sonst Niemand.« 

     »Abel? Nein, die ist unten in der Stadt; das sei Gott geklaget; denn da ist rauhe Wirthschaft itzo.« 

     Aber das Mädchen ging zu ihr und berichtete, was sie hergetrieben hatte. Die Alte stand gebückt und lauschte. »Wer soll denn reiten?« frug sie.

     »Der Wildmeister, Möddersch; denn der ist wieder da und gleich nach mir hierher gekommen.« 

     Die Alte hatte sich aufgerichtet: »Der Wildmeister? Den Ihr hier den Wildmeister geheißen habt? Wo ist der? Der darf nicht reiten!« 

     »Was redest Du da wieder, Matten?« sprach der Oberst. »Ein Besserer wär nicht zu finden. Er ist schon fort; er muß bald mitten in den Eichen sein.« 

     Da fiel die Alte auf die Knie, und ihren Krückstock in die Höhe streckend, rief sie: »So stehen sie beide bald vor Gottes Angesicht!« 

     Das Kerzenlicht, welches allein in dem weiten Gemache brannte, und die Mondesdämmerung, welche durch die hohen Fenster schimmerte, erzeugeten ein

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Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_134.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)