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     »Aber«, sagte der Alte, und in seiner Stimme war ein heimlich Beben, »Sie sind ein Fremder hier; doch Ihres Sohnes Ahnen, Jahrhunderte hinauf, schlafen dort unten in der Kapellengruft.« 

     »Da hat Er recht, Wildmeister«; entgegnete der Andere verdrossen, »und der Großvater ist zum Glücke nicht dazwischen!« 

     »Herr Oberst!« rief der Alte mit seiner vollen Stimme und stand hochaufgerichtet vor ihm; er war todtenblaß geworden, und ein Paar herrische Augen fielen so drohend auf den Oberst, als ob Er ihn von Haus und Hof verjagen wollte.

     Und eine Weile sahen sich die Beiden an. »Wer ist Er eigentlich«, sprach der Hausherr, »daß Er also zu mir redet?« 

     Da schien der Alte seiner Sinne wieder Herr zu werden. »Ich bin um andere Dinge hergekommen«, sprach er nach einer Weile, »und bitte, daß Sie mich hören wollen!« Und auf des Herrn finsteres Nicken: »Hans Christoph ist gestern unten in der Stadt gewesen; der Magistrat hat dort beschlossen, den Hafen mit einem neuen Bollwerk einzufassen: ich dächte, das Eichenholz könnte wohl von hier dazu geliefert werden.« Und er begann dann, seine Pläne zu expliciren. Der Oberst, der erst zornig auf und abgegangen war, stand endlich still und frug und hörete wieder. Ich aber beurlaubte mich und dachte wiederum der Worte meines Vetters.

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Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_108.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)