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lassen wollte. Als aber der Alte seinen Kopf wandte, riß eben der Knabe des Knechtes Furke aus der Erde, um sie dem Hunde nach dem Leib zu stoßen.

     Doch gleichwie von Eisenklammern fühlte er seine Hand von einer anderen gepacket: »Erschlag nicht Deinen Hund!« rief über ihm der Wildmeister, »Du könntest das später einem Menschen thun!« 

     »Und er sah mich so furchtbar an«, sagte der Junker, da er es mir erzählete, »ich meint’, er wolle mich gar selbst erschlagen! Dann aber legte er sanft den Arm um mich und sprach: ›Das ist Dein Blut, mein Kind; wir müssen wissen, wogegen wir zu kämpfen haben!‹ Und so, mit einem Worte, rief er den Hund, der mit gesenktem Kopfe von dem Igel abließ.« 

     Der Wildmeister war wohl selbst ein jähzorniger Mann gewesen; aber er hatte gelernt, sich zu besiegen; davon erhielt ich Beweis in eigener Gegenwart. Unser Pastor war in der Stadt zum Diakonate präsentiret, und ich hatte Lust zu seiner Nachfolge hier im Dorfe. So ging ich zum Herrn Obersten, um mein Anliegen vorzubringen; aber ich traf ihn nicht in der besten Laune. Er hatte ein Schreiben in der Hand, mit dem er in seinem Zimmer auf und ab ging; die Tante Adelheid hatte sich bei meinem Eintritt mit einem Kopfaufwerfen durch die Seitenthür davon begeben.

     »Hat Er bei mir zu klagen, Magister?« sprach der Oberst, als ich meine Sache vorgetragen hatte, und da

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Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_106.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)