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mit unserem kleinen Herzog sich in Schweden, in ihres Bruders Reiche, aufhielt; und geschahe hier sonst nichts anderes, als daß das Korn gedroschen und in den Ställen das Vieh gefüttert wurde.

     An einem Abend, da ich im Herrenhause mit dem Junker unsere studia beendet hatte, stieg ich in die Gesindestub’ hinab, um meine Leuchte anzuzünden. Da saßen Alle bei einander, und ich hörte den Kutscher sagen: »Was weiß denn der von unsern schlimmen Tagen, die auch nun vor der Thüre sind?« 

     Der alte Schäfer, der mit seinem rauhen Hund ihm gegenüber saß, nahm die kurze Pfeife aus dem Mund: »Ich hab’ so mein’ Gedanken, Jochum,« sprach er; »er wird zum ersten Mal nicht hier sein. Eh denn der Herr hier eingezogen, da schon das Meisenzwitschern in den Büschen war, hat der junge Schmied da unten in der Schummerstunde Einen auf der wüsten Stell’ am Dorf getroffen, wo einst ein Immengarten ist gewesen; der hat nach Grieshuus gewiesen und ihn gefraget: ›Wer wohnt denn dorten?‹ Und als er dann berichtet, ist er ihm eingefallen: ›Ein Schwed? Wie ist denn das?‹ – ›Ja, Herr, er hat sich eingefreiet; aber das Weib ist diesen Herbst verstorben.‹ Da er bei diesen Worten aufgeblicket, hat der Mann, der schon ergrauet und von großem herrenhaften Aussehn ist gewesen, die Händ’ gefaltet und ist todtenbleich geworden; der Schmied aber hat gesagt, und, so er mir

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Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_095.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)