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wurde freilich eingeführt; aber der Oberst war ein melancholicus und litt an den Uebelständen einer alten Wunde; überdieß war er weder ein Landwirth, noch ein Jäger, und beides war hier groß von Nöthen. Für letzteren gab sich zwar ein hungriger Verwandter der alten Herrschaft, der nach Jahr und Tag sich zum Besuche eingefunden hatte und gleichfalls nicht wieder fortgegangen war; aber es hatte nichts Sonderliches zu bedeuten. Nur einmal, an einem Winterabend, war hinter dem Thurmhaus ein Rehbock von ihm geschossen worden; allein zur Küche war er nicht gekommen, denn mit selbigem, daß das Tier zusammengebrochen, hatte ein dürrbeiniger Wolf sich darauf zugestürzt und es an der Kehle mühsam fortgeschleift; der Vetter aber war mit erhobenen Händen durch die Haidemulde nach dem Hofe zugerannt. »Hol’ der Teufel Euere Wölfe hier! Das ist nicht in der Ordnung!« hatte er im Hausflur dem Oberst zugerufen; der aber hatte nur gelächelt: »Freilich nicht, Vetter; jedoch ich meinte, das sei Ihre Sache.« 

     »Ei, das versteht sich Oberst! Aber die Hunde! Ich soll nur erst die rechten Hunde haben.« 

     »Aber ich denk’, Ihr habet ja den ganzen Stall schon voll davon.« 

     »Nun, nun; gehet nur hinauf und kramet die Karten vor; ich will mir nur den nassen Rock vom Leibe ziehen; dann wollen wir die vier Könige jagen!« 

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Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_080.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)