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versteht’s nicht, Pastor: ein ganz Geschlecht von makellosen Rittern will er schänden!« 

     Da frug der geistliche Herr fast leise, daß es des Edelmanns Ohr nur kaum erreichte: »Hat unser Herr Martinus solches auch verschuldet, da er des Ritters Tochter in seine Kammer brachte?« 

     Aber der Junker schrie: »Laß Er mir den Martinus aus dem Spiel und red’ Er, ob man auf Ihn rechnen kann! Bedenk’ Er auch, der Sünder möchte so die leichtste Buße tragen!« 

     Fast drohend hatte er diese letzten Worte ausgestoßen; doch der Pastor antwortete: »Wider eine christliche Ehe hat die Kirche keine Buße; das Andre aber ist meines gnädigen Herrn Patrones Sache, in welche ich nicht hineinzureden habe.« 

     Als diese Worte von dem Ohr der horchenden Dirne aufgefangen waren, hatten die Schritte drinnen sich der Thür genähert, und sie war eilig die Treppe, die sie hinaufgeschlichen, wieder hinabgeflogen. Bald auch wurde im Unterhause von droben auf dem Vorplatze der Kratzfuß und Empfehl des Pastors hörbar; die Dirne aber sah noch aus dem Seitenflügel, wie droben der alte Herr das eine Fenster aufstieß und mit braunrothem Angesicht dem Pastor nachschaute, der mit hastig spitzen Schritten über die Stapfsteine durch den schlammigen Hof hinausschritt.

     – – »Ja, und die Beine zitterten ihm,« erzählte

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Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_055.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)