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noch lang in dieser Zeitlichkeit belassen wolle, sich einst zu besserer Schau geschlossen haben, dann werden meine über Euch sein, so wie es immer Recht und Brauch bei uns gewesen ist.« 

     Als er solches sagte, wurde inner des Hoftores wie von vorsichtiger Hand ein Rütteln hörbar. »Bärbe!« rief der Junker. »Schließ auf, Owe! Da sollst du sehen, daß Gottes Sonne uns bescheinen mag, und keine Flecken dann zu Tage kommen!« 

     Aber der Alte zog den Schlüssel nicht aus seinem Schubsack. »Nein, nein, Herr Hinrich, ich schließ’ Euch keine Thüren auf; wollet das nicht von mir heischen, so Ihr mich anders für unseres Herren Diener achtet!« 

     Der Junker sah ihn eine Weile mit seinen scharfen Augen an; dann sagte er: »Ich kann Dich drum nicht schelten, Owe Heikens; sehe denn jeder, welcher Weg ihm taugen mag!« 

     Von jenseit durch die Pforte drang ein leichtes Athmen an sein Ohr; seine Augen streiften rasch dahin; dann aber nickte er dem Alten zu und schritt den Haidestieg hinab.

          »Sein Herz von deinem Herzen
          Das bringet Niemand los!
          O lieber Gott im Himmel – – «

     Halb wie ein Trutzlied klang das schöne Liebeslied, und er sang es hell und heller, je weiter er durch das

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Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_044.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)