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Thurm scholl es, als ob drinnen leichte Füße die Treppe von dem obern Stock hinunterhuschten, und dabei schwang ein süßer Sang sich durch die Luft:

          »Sein Herz von meinem Herzen
          Das bringet Niemand los;
          O lieber Gott im Himmel,
          Die Lieb ist gar zu groß!«

     Mit verklärtem Antlitz stand der Junker; doch Owe Heikens sagte: »Sorget nicht, Herr Hinrich; sie wird nicht kommen heut’; das Thor ist abgeschlossen und der Schlüssel hier in meinem Schubsack!« 

     Er hatte das fast zornig hingeredet; doch der Junker achtete dessen nicht: »Laß’ gut sein, Owe,« sprach er; »aber ich denke, Du solltest mich nicht mit derlei Schelmenworten paaren!« 

     »Wenn Ihr das denkt, Herr Hinrich,« und der Alte sah schier traurig zu ihm auf, »was denket Ihr dann weiter? In welcher Kammer in Eueres Vaters Hause soll Euer Ehbett mit des geringen Mannes Tochter stehen? Oder wolltet Ihr Euer Erbe gar darum verspielen? Und wenn Ihr es wolltet — ich sag’ nichts gegen unseres Herrn Söhne; aber es würde groß Klagen geben, so Euer hochgelahrter Herr Bruder hier zum Regiment gelangte.« 

     Da fuhr der Junker auf: »Du faselst, Ow’; wie sollt’ ich meines Bruders Hand nach meinem Gute greifen! Wenn unsres Vaters Augen, die Gott

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Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_043.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)