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zumal die kleine Bärbe, die dann nimmermehr auf unsern Hof gekommen ist; und, freilich, ich hatte ihr Ursach vollauf dazu gegeben.« 

     »Nein, o nein, Herr Junker!« und sie sah wie eine Schuldige zu Boden; »lasset doch das, Ihr waret dermalen noch so jung! – Itzt, ich weiß es, und Alle wissen es, auch drüben in der Stadt – Ihr könntet keinem Kind ein Leides thun!« 

     Den Junker Hinrich überkam’s: »Sprecht mich nicht heilig, Jungfer Bärbe; das mit dem Christoph mag schon ruhen bleiben; aber ein Andres ist noch, das sich nicht mehr bessern läßt.« 

     »Um Gott, Herr Junker!« rief sie, »Ihr habet doch nicht gar ein Menschenleben auf der Seele?« 

     Er schüttelte den Kopf: »Nein, Bärbe, es ist nur ein Hund, ein weißer Hund! Aber er steht oft Nachts vor meinem Bette und schaut mich an, als wollt’ er mir die Hände lecken; und ich hab’ ihn doch selbst im jähen Zorn erschlagen, da er nicht mit den andern auf den Wolf wollte, den Owe und ich nach langer Jagd gestellet hatten.« 

     »Tiras!« rief das Mädchen. »Euren guten Tiras?« 

     Er nickte: »Und ich konnt’s nicht einmal von ihm verlangen; es war ein Hund nur auf das leichte Wild und gegen seine Natur, den Wolf zu packen.« 

     »O Junker,« und sie streckte wie ein Kind die Hände gegen ihn; »thut doch solches nimmer wieder!« 

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_039.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)