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Christoph doch die Pfote!« Da hat der Junge vor Freuden hell aufgelacht und ist nach ein paar Tagen selbst vom Lager aufgestanden.

     Nur nach dem blonden Dirnlein hat der Junker Hinrich noch manch’ einmal vergebens ausgeschaut, auch unterweilen sich verdrossen abgewandt, wenn statt ihrer ein verhutzelt Männlein mit Schriftwerk in der Hand den Anberg zu Grieshuus hinaufgestiegen ist.

     – – Von dem jüngeren Zwillingsbruder, welcher derzeit in der Klosterschule zu Bordesholm gesessen, ist solcherlei Gewaltthat niemals kund geworden; als man später ihm davon berichtet, hat er zu Beidem, was vor und nach geschehen, den Kopf geschüttelt und nur gesagt: »Er weiß nicht, was uns ziemet.« Zu dem Bruder selber hat er nie ein Wort davon geredet.

     Auf der Universität zu Leipzig, die er bald danach beschritten, hat er seine Juridica und Humaniora mit Fleiß tractirt, auch sich in allen Dingen wohl verhalten, insonders bei der wälschen Kleiderhoffart, die dort arg im Schwange ging, ein jedes Uebermaß vermieden. Gleichwohl, da er eines Sonntagnachmittages während der Vacanzzeit mit dem Bruder durch das Dorf hinabschritt, reckten alle Bauern nebst Kindern und Gesinde den Hals aus Thür und Fenstern, um dem gelehrten Herrn in seiner Alamode-Kleidung, mit dem weißgepuderten Kopfe, Kniebändern und Manschetten, nachzuschauen. Als später Junker Hinrich den

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Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_022.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)