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Zur Chronik von Grieshuus.

Zu meinen Jugendfreuden in der Heimath, wo uns die alte Gelehrten-Schule nicht zu sehr den Geist verschnürte, gehörten die Wanderungen aus der Stadt ins Freie. Zwar ging es nicht, wie anderswo, durch Feld und Wald, auch selten nur durch Feld und Busch; denn nach Süden hin dehnte sich die Marsch mit ihrer weiten, von Wassergräben durchschnittenen Wiesenfläche, während nordwärts, zu Osten der nordfriesischen Küste, die sandige Geest aufsteigt, ohne Wälder oder Bäume, nur selten mit Schwarz- oder Weißdornbüschen auf den niedrigen Wällen, welche die einzelnen Felder von einander scheiden. Gleichwohl fand sich für die Knabenseele Augenweide und anregendes Geheimniß hier genug: über den Sand am Wegrande huschten die Schlupfwespen, flogen die schönen, grünen oder kupferfarbigen Cicindelen; an den gelbschimmernden Abstürzen der Sandgruben, die man hie und da passirte, zeichneten sich die dunklen Eingänge zu den unabreichbaren Nestern der Uferschwalbe; kletterte man hinauf und stampfte

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Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_005.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)