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Als ich auf den Hausflur trat, geleitete die Mutter eben einen späten Käufer an die Thür. „Gute Nacht, Frau Geyers!“ sagte ich und stieg hinauf nach meiner Stube.

Ich hörte die Hausthür schließen, dann noch von nah und fern die Glocken aller Thürme durcheinander schlagen; innen und außen wurde es allmälig ruhige und ich schlief; wie lange, weiß ich nicht. Aber mich weckte etwas; ich mußte erst völlig wach werden, bevor ich’s fassen konnte; der erste Dämmerschein fiel eben in die Stube. Endlich glaubte ich es zu wissen. die Kette vor unserer Hausthür mußte herabgeglitten sein; aber wie? – Sie wurde jeden Abend über eine hohe Klammer aufgehakt. Ich lag noch und grübelte darüber; sogar an Diebstahl und Einbruch streiften die Gedanken; da drang noch ein zweites Geräusch vom Flur herauf: es klirrte; aber es war ein leiser Klang dabei, als käme er von einer Glocke.

Rasch war ich aus dem Bett gestiegen und kleidete mich völlig an; dann nahm ich meinen Revolver aus der Schatulle und stieg leise in den Flur hinab. Es war nichts zu sehen; nichts rührte sich; aber als ich an die Hausthür ging, fand ich sie unverschlossen: bei dem Oberlichte, das darüber war, sah ich die

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Theodor Storm: John Riew’. Berlin: Paetel, 1886, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_John_Riew_088.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)