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so sanft, als wollte sie mich an sich ziehen; Du kannst Dir das nicht denken! Nur, als ich zu ihm wollte, war er fort, und es rauschte über mir, als wenn ich in ein Meer versänke. Und dann hörte ich das Kind weinen und meine Mutter fing an zu singen.“

„Das waren Deine Träume, Anna,“ sagte ich.

„Ja, vielleicht, Ohm; aber“ – und sie sprach das fast unhörbar – „ich wär’ so gern bei meinem Vater!“

„Denk’ lieber an Dein Kind!“ sagte ich, „und laß Rick Geyers schlafen.“

Sie starrte mich geheimnißvoll an: „Das Kind, das ist eine Sünde,“ sagte sie, „und darum ist mir auch die Brust für ihn vertrocknet.“

„Ei, dummes Zeug! Sieh ihn nur muthig an. Der Junge ist wie jeder andre unsres Herrgotts Kind! Laß ihn erst ein paar Jahr’ älter werden; ich will Dir helfen, Anna; wir wollen was Tüchtiges aus ihm machen, einen flotten Steuermann, einen Capitän! Und wenn er dann mit seinem Vollschiff von de ersten großen Reise heimkommt, wir beide stehn am Hafen; er schwenkt den Hut – die Ankerkette rasselt – Hurrah für Capitän … ja, Kind, wie sollen wir ihn denn taufen? Ich denke doch wohl: Rick? Was meinst Du zu Rick Geyers?“

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Theodor Storm: John Riew’. Berlin: Paetel, 1886, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_John_Riew_085.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)