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„Gewiß, mein Kind.“

Dann schritt sie leise herein. „Da sind die Briefe wieder,“ sagte sie beklommen; „ich danke Dir tausendmal.“

„Willst Du sie nicht behalten?“ frug ich.

„Darf ich?“ rief sie und bückte sich über mich und küßte mich und drückte krampfhaft meine Hände.

„Gewiß, mein liebes Kind; aber setz’ Dich nun und bleib’ ein wenig!“

„Ja, Ohm; ich will nur meine Arbeit holen!“ Und dann ging sie mit den Briefen aus der Thür; aber bald war sie zurück und setzte sich mit ihrer Näherei an meine Seite; du lieber Gott, ich sah wohl, daß es kleine Kinderjäckchen waren. Wir sprachen erst nicht; ich sah auf ihr liebes vergrämtes Angesicht, und sie saß wie grübelnd; aber ihre fleißigen Finger rührten sich dabei, als gehöreten sie nicht zu ihr.

„Ohm,“ sagte sie endlich und athmete stark dazwischen, „hat mein Vater einen gewaltsamen Tod gehabt?“

„Ja, Kind; er ist ertrunken, hier in Hamburg, in einem von den Flethen; weißt Du das denn nicht?“

Sie schüttelte den Kopf: „Nicht recht; Mutter

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Theodor Storm: John Riew’. Berlin: Paetel, 1886, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_John_Riew_077.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)