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„Oh Rick!“ rief die Frau; „der schöne Pfeifenkopf; das hättest Du nicht thun sollen!“

„Endlich! Danke, Riekchen!“ sagte er, und ich sah, wie er ihr voll Hohn die Hand preßte; „aber freilich, Scherben müssen erst gemacht werden.“

Dann gingen wir in die Wohnstube, während das Weib, als wäre nichts geschehen, die Porzellanbrocken auf dem Flur zusammensuchte.

„Nimm Dich in Acht, Rick,“ sagte ich, „daß Dein Teufel nicht die Hörner hoch kriegt!“

Aber er stieß ein Lachen aus, so fröhlich, als hätt’ ich ihn nur mit dem Kinder-Butzemann erschrecken wollen. „Komm,“ sagte er, und zog mich in die Schlafstube nebenan, „Du weißt noch nicht, daß ich einen Engel in der Wirtschaft habe!“

Wir waren an sein Ehebett getreten, von dem er jetzt das schwere Deckbett zurückschlug. „Nun, John Riewe?“ rief er triumphirend.

Und freilich, da lag – ich dacht’ im selben Augenblick: ein Engel; aber es war doch nur ein schönes Kind, im tiefen Schlaf; ein Mädchen von kaum zwei Jahren wohl; die eine Wange hatte es gegen sein Fäustlein gedrückt, über das die braunen Haare fielen; es war fast nackt, denn das Hemdlein hatte sich über die Brust hinaufgeschoben, und es

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Theodor Storm: John Riew’. Berlin: Paetel, 1886, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_John_Riew_031.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)