Seite:De Storm John Riew 015.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

voll von seinem Futter. „Naschkatze Du!“ rief dann der Capitän, und schaute, die Hände in den Taschen, ihr voll Vergnügen zu.

Auch ins Theater, als einmal ein Zauberstück gegeben wurde, hatte er sie mitgenommen. Dort aber hatte sie nur auf die silbernen Sternen- und Meernixenkleider gesehen, wenn auch sonst die glänzendsten Helden über die Bühne schritten; sie hatte nur davon geredet und ihn immerfort gezupft und angestoßen, und zuletzt gesagt, wenn sie groß wäre, wolle sie auch Comödiantin werden und solche Kleider tragen, John Riew’ war in Todesangst gerathen: „Daß Du Dich nicht unterstehst!“ hatte er so laut gerufen, daß das ganze Parterre die Köpfe nach ihm umgewandt; „weißt Du wohl, wenn sie todt sind, die kommen alle in die Hölle!“ Seitdem hatte er sie nicht mehr in die Comödie gebracht.

Auf sein Zimmer aber kam das Kind mehrmals am Tage; denn die Mutter hatte es so eingerichtet, daß sie selber mich, ihre Tochter aber, wenigstens außerhalb der Schulzeit, den Capitän bediente. Es ist mir wohl später eingefallen, daß dies, bei aller Ehrenhaftigkeit des Mannes, auch kein Zeugniß für die Verständigkeit der Frau gewesen sei; denn die Herzensgüte unseres Capitäns war doch mitunter

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Storm: John Riew’. Berlin: Paetel, 1886, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_John_Riew_015.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)