bestelle mir sogleich Ambrosius, meinen alten Diener; laß unten in meinem Gemach den Priester mich erwarten!“
Im Hofe zu Dorning saß gegen Abend des nächsten Tages der Ritter Rolf Lembeck unter der Burglinde. – Er war allein; noch am Tage seiner Rückkunft, als vorher die Pappel und sein Glück gefällt worden, hatte Frau Wulfhild eilig nach ihrem Hof in Holstein müssen: zwischen Meyer und Gesinde, so hatte sie gesagt, sei Unfriede ausgebrochen und die Gegenwart der Herrin nöthig worden. Aber es lag wohl Tieferes am Grunde; im Augenblick der Abreise hatte Rolf einen Zug wie von versteinertem Entsetzen in ihrem Antlitz wahrgenommen; die Leidenschaft zu ihrem Eheherrn schien völlig ausgelöscht. Nach ihrer Abfahrt hatte der Junker Bookwald ihm geplaudert: es heiße, Hans Pogwisch, des Ritters Vorwirth, sei nicht durch seine Wunde, er sei durch Gift vom Leben in den Tod gekommen; so werd’ in der Gesindestub’ geredet; woher es komme, wiss’ er nicht; als aber die Schürzenmagd es an die Frau
Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_205.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)