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geneigt, und eine schöne Todte lag jetzt auf den Kissen. Die Base sprach: „Auf Wiedersehn in Gottes Himmelreich!“

Der Schloßhauptmann hatte die erloschene Kerze fortgelegt und sah jetzt finster auf die Leiche seiner Tochter: „Sein Name war Dein Letztes, armes Kind -“ Er ging zur Thür und schellte.

Eine alte Dienerin war eingetreten. „Meine Tochter Dagmar ist nicht mehr auf Erden,“ sprach er und schwieg dann plötzlich; das Knochengespenst des Todes, der ihm sein Kind genommen hatte, stand vor seinem innern Auge; aber statt des nackten Schädels trug es den schönen Kopf des jungen Ritters Lembeck auf den Schulterknochen. Und aus der lang verschlossenen Falte seines Herzens schoß der Jähzorn ihm in’s Hirn und fegte es leer von Verzweiflung und Leid, die es erdrücken wollten. Und in ihm sprach es: „Es soll geschehen; ich hab’ mein Wort gegeben; doch – umsonst, Rolf Lembeck, ist auch nicht der ärmste Tropfen Deines Minneglücks!“ Dann wandte er sich wieder zu der Dienerin. „Versteh’ mich, Sine, und künd’ es auch den anderen: drei Tage lang, bis daß ich Eure Zungen löse geht von dem Tod nicht Kunde über unsere Mauern! Das Zügenglöcklein soll nicht läuten;

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Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_204.jpg&oldid=- (Version vom 20.9.2016)