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aber Dagmar jetzt vor ihrer Bettstatt auf den Knien lag, richtete sie sich mühsam auf und strich mit ihrer sanften alten Hand das wirre Haar von ihres Lieblings Stirn: „Nein, Kind, es ist ja nimmer Krieg. Horch nur! Es ist die Holzaxt, die da fällt!“

Ein Rauschen wie von hundert Adlerflügeln, der Donner eines furchtbaren Sturzes machte in diesem Augenblick die dicken Scheiben des Gemaches klirren. Dagmar ward todtenbleich, und ihre Hand zitterte in der der Base; die aber lächelte: „Es ist ja nichts, Kind; sie haben einen Baum gefällt!“

Aber in Dagmars großen Augen stand der Schrecken: „Einen Baum? O Bas’, ich dacht, der Himmel falle ein!“

Die Base schüttelte den Kopf: „Es kam ja von der Gartenseite; hört’st Du das nicht?“

Dagmar griff plötzlich nach ihren Kleidern und begann sie über sich zu werfen. „Ja, Bas’, ich glaub’; ich will hinab!“

„Du thöricht Frätzchen!“ rief die Base. „Was kümmert Dich der Baum? Die Vögel sind ja kaum vom Nest geflogen!“

Aber das Kind, dem in der Brust der Athem stockte, war selber schon hinabgeflogen; und die Alte

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Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_194.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)