Dein Hausrecht brauchen, und es soll nicht mehr geschehen!“
Er sprach das dann auch laut; doch Gaspard erwiderte. „Ich weiß nicht, Herr, ob Ihr so fein Gesinde haltet; auch schien der Fant seine Lust noch vor sich zu haben, und seine Glieder waren sicherer, als ich nach dem Trunk es sonst gesehen habe. Vor allem: hinter der Mauer war ein Weib; noch kaum ein Weib! Ein schmächtig unschuldig Ding; denn ihr Gewand war weiß, gar ungeschickt zu geheimem Minnetreiben; der Mond blitzte auf einem Silberreif, der ihr dunkel Haar zusammenhielt!“
„Und weiter? – Was sahst Du weiter?“ stieß der Ritter wie in Angst hervor.
- „Ich sah nichts weiter, Herr.“
Das Weib hielt den schönen Kopf in ihre Hand gestützt und sah des Ritters Antlitz sich unter seinem grauen Bart mit Todesfarbe decken. Da winkte sie dem Schreiber, und er verließ das Zimmer. „Nun, Herr Schloßhauptmann,“ sprach sie leise; „werdet Ihr den Baum des Königs fällen lassen?“
Er wandte den Kopf; aber aus seinen Augen waren die Gedanken nach anderswo entflohen; er frug: „Was spracht Ihr, edle Frau?“
Und als sie ihre Worte noch einmal gesprochen
Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_191.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)