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Minuten hinzubringen: „Ihr habt wohl schöne Frauen in der Feste?“

- „Wie meint Ihr, edle Frau?“

„Nun, ich hörte auch nur so.“

Der Mund des ernsten Mannes lächelte fast: „Wer hat Euch so berichtet? Die Dienerinnen gehen alle an ein halb Jahrhundert, und unsere Base ist noch weit darüber. Ich hab gelitten, Fraue; das Lachen der Jugend thut meinen Ohren weh!“

Die kräftigen Lippen des Weibes zuckten, als wisse sie doch besseren Bescheid als er in seinem eigenen Hause. Dann öffnete sich die Thür, und der braune Mann mit der Gugelkappe war leisen, aber sicheren Schrittes eingetreten und blieb nun an der Schwelle stehen.

„Wer ist der Mann?“ frug der Ritter.

„Es ist mein Schreiber,“ sprach sie; „er mag Euch selbst berichten, was er nachts gesehen hat, da ihn der Weg an Eurem Schloß vorbeiführte.“

Der Schloßhauptmann wandte sich in seinem Sessel und blickte auf den Schreiber. „So sprich denn, Mann,“ sagte er, „was Du mir zu sagen hast!“

Gaspard der Rabe hatte von unten einen vorsichtigen Blick auf den finsteren Herrn geworfen.

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Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_188.jpg&oldid=- (Version vom 20.9.2016)