Seite:De Storm Ein Fest auf Haderslevhuus 165.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und lächelnd antwortete sie sich. „Das weiß ich nicht, und darf ich auch nicht wissen!“

Da kamen Schritte näher, und aus den Büschen sprach ein altes Stimmchen. „Nein, nicht dorthin, hier, Grete; hier bei dem Taxus! O heilige Mutter Gottes!“ Und die Base in ihrem Marderpelz, den Kopf mit einem dicken Tuch vermummt, trat mit der alten Grete in den Mondschein hinaus. „Kind, Kind, wo bleibst Du!“ rief sie. „Muß Deine alte Bas’ Dich suchen gehen!“

- „O Bas’, es ist so schön hier!“

„Und“ – die Alte sah sich um – „Du bist ja ganz allein; wo ist der Hund, der Heudan?“

„Der Hund?“ sprach Dagmar hastig. „Ist der nicht hier?“

- „Ei, Kind, das mußt Du ja doch selber wissen!“

„O Bas’, Du hättest die Nachtigall nur hören sollen!“ Und wie gerufen drang der süße Schall von Neuem aus der Tiefe, und das Mondlicht glitzerte auf den Blättern der Hülsen und den Nadeln des Taxus; von Düften schwamm es in der Luft. Einen Augenblick stand die Alte, das Ohr geneigt: „Ja, ja; Du heil’ger Gott, das wär’ ein Plätzchen für die Minne hier!“ sprach sie murmelnd vor sich hin.

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_165.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)