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dann setzte sie unberührt ihn vor sich hin: „Komm! Komm, Rolf! Dein Weib begehret Deiner!“ rief sie leise. – „Ich wußt’ nicht, daß die Minne Todespfeile berge!“

Sie war emporgesprungen, sie stieß ein Fenster auf und bog sich weit hinaus, in der hellen Nacht über die Wipfel der absteigenden Wälder schauend; aber kein Menschentritt, kein Wächterruf erscholl; nur der Nachthauch wehte ihr kühl entgegen und trug von unten aus dem linken Flügel einen Schall vorüber: ein Waffenklirren, ein Stampfen wie mit vollen Krügen, dazwischen heisere Männerstimmen und dann und wann das Lachen eines Knaben. Ein sechzehnjähriger Junker, Gehrt Bookwald, war am Morgen angelangt, um bei dem kaiserlichen Ritter „Reiterei und Gottesfurcht“ zu lernen; der Lärm kam unten aus der Gesindestube. Frau Wulfhild lauschte: „Die Knechte bringen ihm den Willkomm!“ sprach sie, und das blonde Antlitz des Knaben, der nun ihr Diener war, zog an ihr vorüber. Es schien wüst herzugehen drunten, und eine Stimme scholl ihr gleich der des ersten Ehgemahles, wenn er unter Zechbrüdern in seiner Freude saß; sie schauderte, und das Knabenbild erlosch.

Allmählich ging der Tumult zu Ende; es wurde

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Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_148.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)