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Mondlicht schimmerte auf einem Silberreife, der das dunkle Haar umfing.

Da befiel den Mann am Waldesrand die sehnende Schwere, die allein nicht mehr zu tragen war; es drängte ihn hinaus ins Helle, und die Arme ihr entgegenstreckend, rief er. „O Schöne, Selige! Gott woll’ ein süßes Leben so süßem Geschöpfe geben!“

Sie erschrak und bog sich von der Mauer weg; doch dann besann sie sich: die Worte waren ja aus Meister Gottfrieds Tristan; nur daß sie in Frankreichs Zunge dort geschrieben waren! Sie hatte sie eines Tags gelesen; aber die Base hatte ihr voll Angst das Buch entrissen; so etwas sei noch nicht für ihre Jugend! Nun kam der Reiz, zu zeigen was sie wisse. „Das ist kein Landfahrer, der ist nicht zu fürchten!“ sprach es in ihrem Inneren; und als sie wieder sich erhob, erblickte sie drunten den schönen Junkherrn in blitzendem Gewande und sah das Mondlicht auf seinem goldenen Blondhaar spielen; denn er hatte sein Haupt entblößt und hielt die Kappe mit der Reiherfeder in einer seiner Hände, die er wie anbetend ihr entgegenstreckte. Da faßte sie Muth und rief ihm aus demselben Buche ihre Antwort: „Dé te benie! Gott

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Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_145.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)