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daß Rolf nur kaum den Hengst bezwingen konnte.

Der Tag war heiß geworden, und es war schon Nachmittag, als sie den Weg zur Burg hinaufzogen. Als sie oben durch den ersten Mauerring geritten waren und die Hufen ihrer Pferde auf die Zugbrücke schlugen, die über den tiefen Zwinger herabgelassen worden, sah Frau Wulfhild unter sich hinab auf das Heer von spitzen Pfählen, womit der Graben angefüllt war: im selben Augenblick drang von drunten hinter einer Pforte ein wild Geheul herauf.

„Was ist das?“ frug sie den jungen Ehgemahl.

„Da drunten, Wulfhild? Das sind meines Vaters liebste Hunde; er läßt sie Nachts im Graben laufen, sobald die Brücke aufgezogen ist. Wir wollen sie tödten lassen; denn es sind grimme Wölfe, und statt der Spitzpfähle ein Würzgärtlein mit Blumen pfanzen!“

„So?“ sprach sie sinnend. „Nein, nein, laß mir die Wölfe! Ihr habt einen weisen Vater, Rolf!“

„Nach Eurem Willen, hohe Herrin!“ rief der Ritter fröhlich.

Aber vor ihnen vom Pfortenthurm blies itzt der Wächter immer mächtiger, und drunten aus der weit offenen Thorfahrt drang Getöse und Waffenschall;

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Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_119.jpg&oldid=- (Version vom 20.9.2016)