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– das Kind mochte jetzt schon reichlich seine fünf Jahre alt sein – da John am Feierabend einen tüchtigen Wochenlohn vor sich auf den Tisch zählte und dann einen Theil davon zum Miethzins abschied, stand auch Alt-Mariken dabei, und auf die vielen Schillinge niederschauend, sprach sie: „Gieb mir auch etwas davon!“ Als er verwundert aufsah, fügte sie schmunzelnd bei: „Du glaubst, John, ich will nun auch bei Dir betteln!“

„Nein, Mariken; aber was will Sie?“

„Nur acht Schillinge, um eine Tafel und eine Fibel dafür zu kaufen!“

„Will Sie noch schreiben und lesen lernen?“

„Nein, John, das hab’ ich, Gott und meinem seligen Vater Dank, nicht nöthig! Aber mit Christinchen ist es an der Zeit. Und das soll sie schon von dem alten Weibe lernen; ich war einst meines Vaters beste Schülerin.“

John reichte ihr, was sie verlangte. „Sie hat wohl Recht, Mariken,“ sagte er.

– – Und so lernte Christine diese schwierigen Dinge leichter und um ein paar Jahre früher, als es armen Kindern sonst zu Theil wird; und jetzt

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Theodor Storm: Ein Doppelgänger. Berlin: Paetel, 1887, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Doppelgaenger_090.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)