Als ich draußen war, wo die breite Landstraße durch die Haide führt, begegneten mir viele Züge von Bauern; sie hatten ihre kleinen Jungen und Dirnen an den Händen und zogen sie mit sich fort.
„Wohin strebet Ihr denn so eifrig?“ fragte ich den einen Haufen; „es ist ja doch kein Markttag heute in der Stadt.“
Nun, wie ich’s wol zum Voraus wußte, sie wollten die Hexe, das junge Satansmensch, verbrennen sehen.
- „Aber die Hexe ist ja todt!“
„Freilich, das ist ein Verdruß;“ meineten sie; „aber es ist unserer Hebamme, der alten Mutter Siebzig, ihre Schwestertochter; da können wir nicht außen bleiben und müssen mit dem Reste schon fürlieb nehmen.“
- - Und immer neue Schaaren kamen daher; und itzund taucheten auch schon Wagen aus dem Morgennebel, die statt mit Kornfrucht heut mit Menschen vollgeladen waren. - - Da ging ich abseits über die Haide, obwol noch der Nachtthau
Theodor Storm: Aquis Submersus. Berlin: Paetel, 1877, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Aquis_submersus_133.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)