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Mit heißen Thränen wirst du dich dereinst
Heim sehnen nach den väterlichen Bergen,
Und dieses Heerdenreihens Melodie,
Die du in stolzem Ueberdruß verschmähst,
Mit Schmerzenssehnsucht wird sie dich ergreifen,
Wenn sie dir anklingt auf der fremden Erde.
O mächtig ist der Trieb des Vaterlands!
Die fremde falsche Welt ist nicht für dich,
Dort an dem stolzen Kaiserhof bleibst du
Dir ewig fremd mit deinem treuen Herzen!
Die Welt, sie fodert andre Tugenden,
Als du in diesen Thälern dir erworben.
– Geh’ hin, verkaufe deine freie Seele,
Nimm Land zu Lehen, werd’ ein Fürstenknecht,
Da du ein Selbstherr seyn kannst und ein Fürst
Auf deinem eignen Erb’ und freien Boden.
Ach Uly! Uly! Bleibe bei den Deinen!
Geh’ nicht nach Altdorf – O verlaß sie nicht
Die heilge Sache deines Vaterland’s!
– Ich bin der lezte meines Stamms. Mein Nahme
Endet mit mir. Da hängen Helm und Schild,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Wilhelm Tell. Tübingen: Cotta, 1804, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Wilhelm_Tell_062.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)