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D. a. Moor mit Schmerz. Daß du den Sohn vertilgen mußtest, Retter des Vaters! – Siehe die Gottheit ermüdet nicht im Erbarmen, und wir armseligen Würmer gehen schlafen mit unserm Groll legt seine Hand auf des Räubers Haupt. Sei so glücklich, als du dich erbarmest.

R. Moor weichmüthig aufstehend. O – wo ist meine Mannheit? Meine Sehnen werden schlapp, der Dolch sinkt aus meinen Händen.

D. a. Moor. Wie köstlich ists wenn Brüder einträchtig beysammen wohnen, wie der Thau der vom Hermon fällt auf die Berge Zion – Lern diese Wollust verdienen junger Mann,[WS 1] und die Engel des Himmels werden sich sonnen in deiner Glorie. Deine Weißheit sei die Weisheit der grauen Haare, aber dein Herz – dein Herz sey das Herz der unschuldigen Kindheit.

R. Moor. O einen Vorschmack dieser Wollust. Küße mich göttlicher Greiß!

D. a. Moor küßt ihn. Denk es sei Vaterskuß, so will ich denken ich küße meinen Sohn – du kannst auch weinen?

R. Moor. Ich dacht, es sei Vaterskuß! – Weh mir, wenn sie ihn jetzt brächten!

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Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_207.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)