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aber die Seelen versezen sich aus dem staubigten Kerker, und treffen sich im Paradiese der Liebe – Sie scheinen traurig, Herr Graf?

Moor. Die Worte der Liebe machen auch meine Liebe lebendig.

Amalia blaß. Was? Sie lieben eine andre? – Weh mir, was hab ich gesagt?

Moor. Sie glaubte mich tod, und blieb treu dem Todgeglaubten – sie hörte wieder, ich lebe, und opferte mir die Krone einer Heiligen auf. Sie weis mich in Wüsten irren und im Elend herumschwärmen, und ihre Liebe fliegt durch Wüsten und Elend mir nach. Auch heißt sie Amalia wie Sie, gnädiges Fräulein.

Amalia. Wie beneid ich ihre Amalia!

Moor. Oh sie ist ein unglückliches Mädgen, ihre Liebe ist für einen, der verlohren ist, und wird – ewig niemals belohnt.

Amalia. Nein, sie wird im Himmel belohnt. Sagt man nicht, es gebe eine bessere Welt, wo die Traurigen sich freuen, und die Liebenden sich wiedererkennen?

Moor. Ja, eine Welt, wo die Schleyer hinwegfallen, und die Liebe sich schröklich wiederfindet – Ewigkeit heißt ihr Name – meine Amalia ist ein unglückliches Mädgen.

Amalia. Unglücklich, und Sie lieben?

Moor. Unglücklich, weil sie mich liebt! wie,

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Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_159.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)