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Amalia. Oh sie hätten ihn so lieb gehabt – es war so viel, so viel in seinem Angesicht – in seinen Augen – im Ton seiner Stimme, das ihnen so gleich kommt – das ich so liebe –

Moor sieht zur Erde.

Amalia. Hier, wo sie stehen, stand er tausendmal – und neben ihm die, die neben ihm Himmel und Erde vergas – hier durchirrte sein Aug die um ihn prangende Gegend – sie schien den grosen belohnenden Blik zu empfinden, und sich unter dem Wohlgefallen ihres Meisterbilds zu verschönern – hier hielt er mit himmlischer Musik die Hörer der Lüfte gefangen – hier an diesem Busch pflückte er Rosen, und pflückte die Rosen für mich – hier hier lag er an meinem Halse, brannte sein Mund auf dem meinen, und die Blumen starben gern unter der Liebenden Fustritt –

Moor. Er ist nicht mehr?

Amalia. Er seegelt auf ungestümmen Meeren – Amalias Liebe seegelt mit ihm – er wandelt durch ungebahnte sandigte Wüsten – Amalias Liebe macht den brennenden Sand unter ihm grünen, und die wilden Gesträuche blühen – der Mittag sengt sein entblößtes Haupt, nordischer Schnee schrumpft seine Sohlen zusammen, stürmischer Hagel regnet um seine Schläfe, und Amalias Liebe wiegt ihn in Stürmen ein – Meere und Berge und Horizonte zwischen den Liebenden –

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Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_158.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)