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so gierig schmachtende Blicke auf dem Kerl herumkreuzen, mit denen sie doch gegen alle Welt sonst so geizig thut? – Sah ichs nicht, wie sie ein Paar diebische Tränen in den Wein fallen lies, den er hinter meinem Rüken so hastig in sich schlürfte, als wenn er das Glas mit hineinziehen wollte. Ja das sah ich, durch den Spiegel sah ichs mit diesen meinen Augen. Holla Franz! siehe dich vor! dahinter steckt irgend ein Verderben schwangeres Ungeheuer!

Er steht forschend dem Portrait Karls gegen über. Sein langer Gänsehals – seine schwarzen Feuerwerfenden Augen hm! hm! – sein finsteres überhangendes buschichtes Augenbraun. Plözlich zusammenfahrend – schadenfrohe Hölle! jagst du mir diese Ahndung ein? Es ist Karl! ja! izt werden mir alle Züge wieder lebendig – Er ists! truz seiner Larve! – Er ists! truz seiner Larve! – Er ists – Tod und Verdammniß! auf und ab mit heftigen Schritten. Hab ich darum meine Nächte verpraßt, – darum Felsen hinweggeräumt, und Abgründe eben gemacht – bin ich darum gegen alle Instinkte der Menschheit rebellisch worden, daß mir zulezt dieser unstete Landstreicher durch[WS 1] meine künstlichsten Wirbel tölple – Sachte! Nur sachte! Es ist nur noch Spielarbeit übrig – Bin ich doch ohnehin schon biß an die Ohren in Todsünden gewatet daß es Unsinn wäre zurükzuschwimmen, wenn das

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Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_139.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)