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Pater. Mich sendet die hohe Obrigkeit, die über Leben und Tod spricht – ihr Diebe – ihr Mordbrenner – ihr Schelmen – giftige Otterbrut, die im finstern schleicht, und im verborgenem sticht – Aussaz der Menschheit – Höllenbrut, – köstliches Mahl für Raben und Ungeziefer – Kolonie für Galgen und Rad –

Schweizer. Hund! hör auf zu schimpfen, oder – er drückt ihm den Kolben vors Gesicht.

Moor. Pfui doch, Schweizer! du verdirbst ihm ja das Koncept – er hat seine Predigt so brav auswendig gelernt – nur weiter mein Herr! – „für Galgen und Rad?“

Pater. Und du, feiner Hauptmann! Herzog der Beutelschneider! Gauner-König! Groß-Mogol aller Schelmen unter der Sonne! – Ganz ähnlich jenem ersten abscheulichen Rädelsführer, der tausend Legionen schuldloser Engel in rebellisches Feuer fachte, und mit sich hinab in den tiefen Pfuhl der Verdammnis zog – das Zettergeschrey verlassener Mütter heult deinen Fersen nach, Blut saufst du wie Wasser, Menschen wägen auf deinem mörderischen Dolch keine Luftblase auf. –

Moor. Sehr wahr, sehr wahr! Nur weiter!

Pater. Was? sehr wahr, sehr wahr? ist das auch eine Antwort?

Moor. Wie, mein Herr? darauf haben Sie sich wohl nicht gefaßt gemacht? Weiter, nur weiter! Was wollten Sie weiter sagen?

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_102.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)