Seite:De Schiller Die Räuber 082.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

du dich in die Kaffeehäuser, Bordelle, Wirthshäuser ein, spähst, sondirst, wer am meisten über die wolfeile Zeit, die fünf pro cent, über die einreissende Pest der Policeyverbesserungen schreyt, wer am meisten über die Regierung schimpft, oder wieder die Physiognomik eifert und dergl: Bruder! das ist die rechte Höhe! die Ehrlichkeit wakelt wie ein holer Zahn, du darfst nur den Pelikan ansezen, – oder besser und kürzer: du gehst und wirfst einen vollen Beutel auf die offene Strase, verstekst dich irgendwo, und merkst dir wol, wer ihn aufhebt – eine Weile drauf jagst du hinterher, suchst, schreyst, und fragst nur so im Vorbeygehen, haben der Herr nicht etwa einen Geldbeutel gefunden? Sagt er, ja? – nun so hats der Teufel gesehen; leugnet ers aber? der Herr verzeihen – ich wüßte mich nicht zu entsinnen, – ich bedaure, aufspringend. Bruder! Triumf Bruder! Lösch deine Laterne aus, schlauer Diogenes! – du hast deinen Mann gefunden.

Razmann. Du bist ein ausgelernter Prakticus.

Spiegelberg. Mein Gott! als ob ich noch jemals dran gezweiffelt hätte – Nun du deinen Mann in dem Hamen hast, must dus auch fein schlau angreiffen, daß du ihn hebst! – Siehst du, mein Sohn? das hab ich so gemacht: – So bald ich einmal die Färthe hatte, hängt’ ich mich meinem Kandidaten an wie eine Klette, saufte Brüderschaft

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_082.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)