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hätte? Wann gerade mir die Lappländers Nase? Gerade mir dieses Mohrenmaul? Diese Hottentotten Augen? Wirklich ich glaube sie hat von allen Menschensorten das Scheußliche auf einen Hauffen geworffen, und mich daraus gebacken. Mord und Tod! Wer hat ihr die Vollmacht gegeben jenem dieses zu verleyhen, und mir vorzuenthalten? Könnte ihr jemand darum hofiren, eh er entstund? Oder sie beleidigen, eh er selbst wurde? Warum geing sie so parteylich zu Werke?

Nein! Nein! Ich thu ihr Unrecht. Gab sie uns doch Erfindungs-Geist mit, setzte uns nackt und[WS 1] armselig ans Ufer dieses grossen Ozeans Welt – Schwimme, wer schwimmen kann, und wer zu plump ist geh unter! Sie gab mir nichts mit; wozu ich mich machen will, das ist nun meine Sache. Jeder hat gleiches Recht zum Grösten und Kleinsten, Anspruch wird an Anspruch, Trieb an Trieb, und Krafft an Krafft zernichtet. Das Recht wohnet beym Ueberwältiger, und die Schranken unserer Krafft sind unsere Geseze.

Wohl gibt es gewiße gemeinschafftliche Pakta, die man geschloßen hat, die Pulse des Weltzirkels zu treiben. Ehrlicher Nahme! – wahrhaftig eine reichhaltige Münze mit der sich meisterlich schachern läßt, wers versteht, sie gut auszugeben. Gewissen, – o ja freilich! ein tüchtiger Lumpenmann, Sperlinge von Kirschbäumen wegzuschröken! –

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Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_014.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)