Seite:De Schiller Die Räuber 003.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Väter werden heimgesucht im Dritten und vierten Glied – laß ihns vollenden.

Franz nimmt den Brief aus der Tasche. Ihr kennt unsern Korrespondenten! Seht! Den Finger meiner rechten Hand wollt ich drum geben, dürft ich sagen, er ist ein Lügner, ein schwarzer giftiger Lügner – – Faßt euch! Ihr vergebt mir, wenn ich euch den Brief nicht selbst lesen lasse – Noch dörft ihr nicht alles hören.

D. a. Moor. Alles, Alles – mein Sohn, du ersparst mir die Krücke.

Franz liest. „Leipzig, vom 1. May. – Verbände mich nicht eine unverbrüchliche Zusage dir auch nicht das geringste zu verhelen, was ich von den Schicksalen deines Bruders auffangen kann, liebster Freund, nimmermehr würde meine unschuldige Feder an dir zur Tyranninn geworden seyn. Ich kann es aus hundert Briefen von dir abnehmen, wie Nachrichten dieser Art dein brüderliches Herz durchbohren müßen, mir ists als säh ich dich schon um den Nichtswürdigen, den Abscheulichen“ – – Der alte Moor verbirgt sein Gesicht. Seht, Vater! ich lese euch nur das glimpflichste – „den Abscheulichen in tausend Thränen ergossen,“ ach sie floßen – stürzten stromweis von dieser mitleidigen Wange – „mir ists, als säh ich schon deinen alten, frommen Vater Todtenbleich“ – Jesus Maria! ihr seyds, eh ihr noch das mindeste wisset?

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_003.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)