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meinem Sohne schreibt er? – Wie kommst du zu dieser Besorgniß? Du hast mich zweymal gefragt.

Franz. Wenn ihr krank seyd – nur die leiseste Ahndung habt es zu werden, so laßt mich – ich will zu gelegnerer Zeit zu euch reden, halb vor sich. Diese Zeitung ist nicht für einen zerbrechlichen Körper.

D. a. Moor. Gott! Gott! was werd ich hören?

Franz. Laßt mich vorerst auf die Seite gehn, und eine Träne des Mitleids vergießen um meinen verlornen Bruder – ich sollte schweigen auf ewig – denn er ist euer Sohn: Ich sollte seine Schande verhüllen auf ewig – denn er ist mein Bruder. – Aber euch gehorchen ist meine erste traurige Pflicht – darum vergebt mir.

D. a. Moor. O Karl! Karl! wüßtest du wie deine Aufführung das Vaterherz foltert! Wie eine einzige frohe Nachricht von dir meinem Leben zehen Jahre zusetzen würde – mich zum Jüngling machen würde – da mich nun jede, ach! – einen Schritt näher ans Grab rückt!

Franz. Ist es das, alter Mann so lebt wol – wir alle würden noch heute die Haare ausraufen über eurem Sarge.

D. a. Moor. Bleib! – Es ist noch um den kleinen kurzen Schritt zu thun – laß ihm seinen Willen, indem er sich niedersetzt. Die Sünden seiner

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Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_002.jpg&oldid=- (Version vom 8.2.2018)